Die rennfreie Winterpause war lang, und so war ich froh, dass sich im April wieder die ersten MTB Marathons in der näheren Umgebung im Rennkalender finden. Um vor den 24h von Alfsee wenigstens ein paar Rennkilometer zu sammeln, war ich bis in die Haarspitzen motiviert den Körper wieder ans Wettkampftempo zu gewöhnen – wäre da nur die Wettervorhersage nicht gewesen…
Also am Samstagabend das Wohnmobil beladen und auf nach Münsingen zum ALB-Gold Frühjahrsmarathon. Über stark 40km und 800hm führt die Marathonstrecke auf einem schnellen Kurs über die Schwäbische Alb. Und zu gewinnen gibt es jede Menge Spätzle vom Hauptsponsor des Events – was will man mehr 😉
Als ich am frühen Sonntagmorgen die Jalousie des Wohnmobils aufmache, trifft mich die Realität dann doch hart, als ich auf eine schneebedeckte Wiese blicke. Wer will da schon aus dem warmen Wohnmobil aussteigen und das Rad startklar machen. Aber es hilft ja alles nichts…. also noch schnell ein paar Leckereien zum Frühstück.
Und schon geht es raus, um das Rad für den Start fit machen und mich noch etwas einzufahren.
Pünktlich um 10Uhr fällt dann der Startschuss und wie üblich bei solch kurzen Rennen geht es nach dem Start gleich los, als gäbe es kein Morgen. Sein eigenes Tempo zu fahren macht aber keinen Sinn, da dann die guten Windschattengruppen weg sind. Also ignoriere ich die kritisch hohe Wattanzeige am Lenker und fahre Vollgas mit. Nach einer Weile formiert sich eine größere Gruppe, in der sich ein paar andere Fahrer und ich zumindest anfänglich noch regelmäßig in der Führungsarbeit abwechseln. Die Gruppe wird trotz der ein oder anderen Tempoverschärfung nicht wirklich kleiner und als die Windschattenlutscher keine Anstalten machen auch einmal in die Führung zu gehen, legen wir vorne in der Gruppe im letzten Renndrittel eine Zeitlang auch die Beine hoch. Mein Puls sinkt wieder und es fühlt sich passend zum Wochentag plötzlich an wie eine gemütliche Sonntagsausfahrt – und auch die Sonne lässt sich plötzlich blicken 🙂 Ein Blick zurück zeigt aber, dass bald die nächsten Fahrer zu uns aufschließen, wenn wir weiter so bummeln. Und so verschärfen wir das Tempo wieder deutlich und nutzen die nächsten Wellen im Höhenprofil um die Gruppe nach und nach zu dezimieren. Im Finale der letzten Kilometer sind wir so nur noch 5 Fahrer, die es nochmal richtig krachen lassen. Ich gebe am letzten Schotteranstieg vor den finalen Trails des Zielhangs alles und schaffe es mit etwas Vorsprung und Sternchen vor den Augen in die letzte Abfahrt. Aber Sebastian Büchele lässt nicht locker und so muss ich die letzten Meter nochmals alles aus den müden Beinchen wringen, um es vor ihm nach 1:32:07.1 mit gerade einmal 3 Zehntelsekunden Vorsprung und als erster unserer Gruppe über die Ziellinie zu schaffen.
Als ich wieder halbwegs zu Atem gekommen bin, wird natürlich gleich die leckere Finisherverpflegung geplündert und schlammbepackt die Ergebnisliste gecheckt.
Da ich seit diesem Jahr mit Jahrgang 1979 in der Ü40-Klasse an den Start darf, bin ich gespannt, ob sich der Altersbonus bezahlt gemacht hat. Und tatsächlich: der Altersbonus, die Überwindung des wärmeliebenden inneren Schweinehundes und der Kraftakt auf den letzten Metern haben sich gelohnt, und ich freue mich riesig, dass mich der harte Kampf um die letzten 3 Zehntel auf Platz 1 meiner Altersklasse katapultiert hat.
Top motiviert für die kommenden Rennen, frisch geduscht und mit einer Familienpackung feinster Alb-Gold Nudelsorten mache ich mich wieder auf den Heimweg. Zu Hause angekommen bedanke ich mich bei meiner Centurion Rennmaschine für den klaglosen Einsatz mit einem ausgiebigen Schaumbad und frischem Öl. Nächster Stopp 24h Alfsee 🙂